Mittwoch, 2. Januar 2013

2012 - Ein garantiert statistikfreier Rückblick

Wenn ich etwas unerträglich finde, dann sind dies (quantitative) Lesestatistiken, wie man sie der Tage zu Dutzenden in diversen "Buchblogs" findet. Wenn der Blogautor sein Seelenheil darin findet, der Welt zu verkünden, was für ein toller Hecht man wäre, da man die Seiten zu Tausenden gefressen habe, an diversen "Lese-Competitions" teilgenommen habe und die Zielvorgaben gleich einem kommunistischen Fünfjahresplan zielstrebig übertroffen habe, dann kann ich nur verständnislos den Kopf schütteln. Für mich ist Lesen Genuss! Und wie bei jedem Genuss kommt es mir nicht darauf an, möglichst viel in Masse zu genießen, sondern möglichst viel Genuss aus dem zu Genießenden zu ziehen. Und das kann bisweilen auch schon einmal etwas länger dauern, insbesondere, wenn man ins Nachdenken über das Gelesene kommt. Daher mein Rat an all die frustrierten Leser, die fassungslos diese wahnwitzigen Statistiken der "Vielleser" bestaunen: Um Gottes Willen nehmt euch daran bloß kein Beispiel! Lest so viel ihr wollt, so langsam ihr wollt, so oft ihr wollt. Fangt nicht an zu zählen! Bemesst die Qualität des Gelesenen und vor allen Dingen die Qualität des Lesers nicht an der Menge der konsumierten Seiten! Natürlich gibt es viel mehr zu lesen als ich oder irgendjemand sonst auf der Welt tatsächlich lesen könnte. Aus diesem Grund sind die vielen Rezensionen, die man in Blogs oder in der Presse findet auch so hilfreich. Sie helfen uns bei der Auswahl unserer Lektüre und verhindern, dass wir unsere knapp bemessene Lesezeit an "taube Nüsse" verschwenden. Daher auch in diesem Jahr ohne große Worte von meiner Seite aus eine kurze Zusammenstellung meiner "Lieblingslektüre" 2012:


Platz 1:
Stephen King
Der Anschlag
Heyne, 2011
1056 Seiten

Ich hätte nie gedacht, dass ich dass einmal zugeben müsste, aber für mich war es 2012 einfach das beste Buch, das ich gelesen habe. Großes Kino, spannend geschriebene, wohlrecherchierte und gut durchdachte Geschichte. Allen nur wärmstens zu empfehlen!
Zur Rezension im Biblionomicon.



Platz 2:
Umberto Eco
Der Friedhof in Prag
Hanser Verlag (2011)
528 Seiten


Es ist ihm noch einmal gelungen, dem Großmeister aller Verschwörungstheoretiker, ein spannendes und vor historischen Fakten nur so wimmelndes Werk zu schaffen. Allen eingeweihten und hartgesottenen Fans wärmstens ans Herz gelegt wird Eco dadurch wahrscheinlich aber nur schwerlich neue Anhänger unter der Generation iPad gewinnen können.
Zur Rezension im Biblionomicon.


Platz 3:
Günter Grass
Die Blechtrommel
dtv (1993)
784 Seiten

Große Literatur, große Sprachgewalt. Ein Meilenstein in der deutschen Literaturgeschichte von einem großartigen Erzähler!
Zur Rezension im Biblionomicon.





Platz 4:
Fredrik Sjöberg
Der Rosinenkönig - oder Von der bedingungslosen Hingabe an seltsame Passionen
Verlag Galiani Berlin (2011)
236 Seiten

In liebenswerter Detailfülle erzähltes kleines Büchlein über einen heute vergessenen bemerkenswerten Sonderling, der uns mit seiner Liebe zum Detail und seinen "Stehaufmännchenqualitäten" auch heute noch durchaus zum Vorbild gereicht.
Zur Rezension im Biblionomicon.



Platz 5:
C.H.Beck (2011)
428 Seiten

Auszüge aus einem für die Nachwelt bestimmten Tagebuch des 18. Jahrhunderts aus privilegierter Perspektive, das einem nach einigen Anfangsschwierigkeiten durchaus fesselnd in seinen Bann ziehen kann. 




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