Sonntag, 2. Januar 2011

2010 - Ein Rückblick

Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann sind es diese 'Statistik-Beiträge' in sogenannten 'literarischen Blogs', in denen die selbsternannten Kritiküsse ihre Lese- und Rezensionsleistungen gleich der Übererfüllung eines vorgegebenen Jahresplans als Leistungsschau zum Besten geben. Was interessiert es mich, wieviele Bücher sich auf dem 'Stapel ungelesener aber nun doch gekaufter oder eingetauschter Bücher' befinden, wieviele Bände, Seiten, Sätze oder gar Wörter gelesen wurden. Als wäre es eine sportliche Leistung, möglichst viel zu konsumieren. Von Lesevergnügen oder Erkenntnisgewinn keine Spur.

Blicke ich zurück und blättere in meinen Blogbeiträgen, dann fällt mir auf, dass ich wieder einmal viel zu wenig Zeit zum Lesen und Genießen guter Literatur erübrigen konnte. Um so wichtiger ist es für mich, meine Zeit nicht mit 'schlechter Literatur' zu verschwenden. Aber was heist schon 'schlechte Literatur', nennen wir es lieber Literatur, die nicht nach meinem Geschmack ausfällt. Denn Geschmack, das wissen wir nur allzu gut, liegt ebenso wie die Schönheit im Auge des Betrachters und jeder hat so seine eigenen Vorlieben. Darum gilt mein Dank auch all den Blogrezensenten (und natürlich auch ihren professionellen Kollegen), die mich auf neue und interessante Literatur hingewiesen haben bzw. mich davor bewahrt haben, meine Zeit mit Unnützem zu verschwenden.

Dennoch möchte ich ein kurzes Resumé über mein Lesejahr 2010 ziehen und auf die bleibenden Lesehighlights, die ich ohne Bedenken weiterempfehlen kann, an dieser Stelle in kondensierter Form hinweisen. Hier also meine ultimativ subjektive Literaturbestenliste 2010:


Platz 1: Samuel Pepys Tagebuch. Mit Abstand das Beste, was ich seit langem gelesen habe. Hier gelingt es einem Zeitgenossen, ein lebendiges Bild aus einer weit entfernten und geschichtsträchtigen Zeit zu entwerfen, als wäre man selbst dabei gewesen. Ein üppig barockes Tagebuch eines minutiösen Chronisten seiner Zeit, der nichts hat anbrennen lassen, kein Blatt vor den Mund nimmt und uns öfters einmal einen Spiegel vors Gesicht hält. Großartig! Prächtig! Unbedingt lesen!


Platz 2: Stendhal, Die Kartause von Parma. Wirklich großes Kino! Für diesen Roman muss man etwas Zeit und Muse mitbringen, aber die ist auf alle Fälle gut investiert. Großartiger Roman in historischem Ambiente mit komplexer, aber nicht komplizierter Handlung und facettenreichen Charakteren. Lesen!





Platz 3: Alan Bradley: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet. Und wenn man schon dachte, man könnte dem Kriminalroman keinen neuen und interessanten Seiten mehr abgewinnen, hier wird man nicht enttäuscht. Eine absolute Überaschung für mich, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ein äußerst kurzweiliger und liebevoll nostalgischer Kriminalroman voller Leichtigkeit aus einer ungewohnten, aber nicht minder interessanten Perspektive, der selbst mir als Kriminalroman-Banausen viel Freude bereitet hat. Lesen!


Natürlich gab es auch 2010 einige große Erwartungen, die leider enttäuscht wurden. Diesen möchte ich an dieser Stelle aber nicht von Neuem unnötig Raum bieten und verweise auf die Blogeinträge des letzten Jahres. Hoffen wir, dass auch 2011 wieder einige Lesehighlights bieten wird. Ich bin schon einmal gespannt :)